Gott will, dass unsere Gemeinden wachsen!
28.05.2020
von Thomas Dauwalter
Pastor & Sämann, Verbandsleiter Bund ETG
Anfang der 90er Jahre ist mir ein Buch zum Thema Gemeindewachstum in die Hände gefallen. Der Klassiker trägt den verheißungsvollen Titel „Gemeindewachstum verstehen“ und der Inhalt hatte mich so gepackt, dass ich es fast nicht mehr aus den Händen legen wollte. Ein Satz ist bis heute bei mir hängen geblieben: Gott will, dass unsere Gemeinden wachsen. Diese Aussage wurde zur treibenden Kraft meines Dienstes. Die Schöpfung ist auf Wachstum und Vermehrung angelegt. Gott will, dass immer mehr Menschen Jesus durch uns kennenlernen und ihm nachfolgen.
Was Gott will, will ich auch!
Also haben wir begonnen, unseren Gemeindealltag stärker an jenen Menschen auszurichten, „die noch nicht da sind“. Gott hat schließlich auch alles drangesetzt, die Menschen zu erreichen, die noch nicht mit ihm leben. Jesus ist der Höhepunkt dieses Handelns Gottes. In Jesus kommt Gott zu uns. Mit der Zeit wurde mir bewusst, dass es nicht primär um quantitatives Wachstum geht - obschon sogar in der Apostelgeschichte immer wieder mit Zahlen hantiert wird - sondern um qualitatives. Qualitatives Wachstum zeigt sich in veränderten und erneuerten Leben von einzelnen Menschen, die in Gemeinschaft Licht und Salz für die Welt sind. Die Frucht des Geistes ist sozusagen der Gradmesser: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (Gal 5,22 und 1.Kor. 13). Klar ist aber auch: wenn qualitatives Wachstum in diesem Sinne gelebt und von anderen gesehen wird, ist quantitatives Wachstum nicht aufzuhalten. Gemeinde ist dann ein familiäres Miteinander, welches die Liebe Jesu zum Vorbild hat und durch die Kraft des Heiligen Geistes gestaltet wird. Gemeinde hat einerseits eine Botschaft, ist andererseits durch ihr Leben Botschaft der Liebe und der Versöhnung nach Gottes Vorbild. Zu solchen Gemeinschaften, die im Kontrast zu ihrem Umfeld stehen, fühlen sich Menschen hingezogen, insbesondere in einer hyperindividualisierten Gesellschaft. In solchen Gemeinden werden Menschen zudem zugerüstet, die Liebe Gottes in ihrem persönlichen Umfeld weiterzugeben.
Ehrliches Interesse
Zurück zum Anfang: Nach 25 Jahren Dienst als Pastor bin ich nach wie vor angetrieben von Gottes Wunsch, dass unsere Gemeinden wachsen. So kämpfe ich darum, dass wir in unserer Gemeinde auf der Lindenwiese eine Kultur des Wachstums pflegen. Die Fragen und Anliegen der Menschen, die noch nicht da sind, sollen im Aufblick auf Gott (beten) und mit dem Blick in die Bibel, zur Sprache kommen. Und zwar aus ganz ehrlichem Interesse an den Bedürfnissen unserer Mitmenschen. Wenn wir das nicht tun, beantworten wir in unseren Gemeinden Fragen, die keiner gestellt hat und versuchen, nicht vorhandene Bedürfnisse zu stillen. Zuhören ist eines der größten Geschenke, welches wir anderen Menschen machen können. Daraus folgt, dass wir für sie beten und zusehen, wie Gott bei ihnen zu wirken beginnt. So werden wir und auch diese Menschen selbst, Teil des Wirkens Gottes.
Säen, so als läge es an uns
Ein Gleichnis von Jesus (Markus 4,26-29) wurde mir an diesem Punkt zur Wegweisung: Der Bauer geht auf den Acker und sät. Nach getaner Arbeit legt er sich schlafen, steht wieder auf und das tagaus, tagein. Währenddessen wächst die Saat ohne sein Zutun heran. Ganz von selbst lässt die Erde die Frucht aufgehen. Sobald aus der Saat erntereifes Getreide geworden ist, lässt der Bauer es abmähen. Säen und ernten muss der Bauer. Das ist sein Beitrag und diesen muss er mit ganzem Engagement und Hingabe leisten. Er kann die Frucht nicht wachsen lassen, sie wächst „automatisch“, besser gesagt, dies ist Gottes Part. Alles beginnt ganz klein und unscheinbar.
Mit der Bibel in der einen Hand und der Tageszeitung in der anderen, mit wissenschaftlichen Methoden, Studien zum sozialen Umfeld und strategischen Überlegungen wollen wir arbeiten, als käme es allein auf unser Tun an. Gleichzeitig wollen wir beten, als käme es allein auf Gott und sein Tun an. So will ich gelassen und zielorientiert Gemeinde bauen.
Quelle: etg.church